Wider dem „sicheren Hafen“

Es sorgte natürlich für einen enormen Aufruhr, als ich noch vor Abschluss meines Studiums aus meiner trauten Universitätsstadt Trier weg-zog, alle Karriereangebote meines Professors ablehnte, genauso wie ein Volontariat bei einem der großen TV-Sender und somit der Sicherheit einer festen Stelle abschwor. Niemand, aber auch gar niemand wollte meine Entscheidung so richtig verstehen. Das muss doch der Wunsch eines jeden vernünftigen Menschen sein, den sicheren Hafen einer Universität oder gut bezahlten Anstellung mit Karriereaussichten anzulaufen.

Stattdessen begab ich mich in eine unternehmerische Selbständigkeit, machte den Uniabschluss parallel zu meiner beruflichen Karriere fertig – und genoss es, mein eigener Herr zu sein. Zugegeben, es war nicht immer leicht. Gerade in den Anfangsjahren. Aber dafür umso aufregender, lebendiger und abwechslungsreicher.

Ich hatte immer diese Vision vor Augen und es war für mich selbstverständlich, diesen Weg zu gehen. Sicher, in schwierigen Phasen wird man hin und wieder etwas schwach und schaut neidisch auf die angestellten Freunde und Bekannten. Dann fragt man sich auch, ob die Entscheidungen damals richtig gefällt worden waren oder nicht. Aber, dann kommt wieder „Sonnenschein“ ins berufliche Alltagsleben und alles ist gut.

In keiner Anstellung der Welt hätte ich durch meinen Beruf so viel Einblick in die Belange anderer Unternehmen und Unternehmensgründer erhalten können, wie durch meine Dienstleistungen – in der Beratung, im Marketing, in der Kommunikation.

Im Laufe der vergangenen 20 Jahre konnte ich dann auch dutzende Existenzgründer begleiten, Jungunternehmer betreuen und zahlreiche von Ihnen über viele Jahre hinweg begleiten, teilweise bis heute.

Dabei entdeckte ich, dass uns alle etwas Gemeinsames auszeichnet: eigene Ideen realisieren wollen, sein eigener Chef sein, die Freiheit der Selbständigkeit genießen. Nur sich selbst verantwortlich.

Jeder Existenzgründer nimmt dabei zahlreiche Hürden auf sich, durchlebt nicht immer einfache Zeiten, schlittert mit seinem Unternehmensfloß an Steinbänken vorbei, gleitet über Untiefen und weiß oftmals nicht, ob man die nächste Stromschnelle überwinden kann und somit überlebt. Aber die Freiheit zählt.

Und wer vorneweg einige gute Dinge beachtet, wird viel Freude an seinem eigenen unternehmerischen Projekt genießen dürfen und jegliches Hindernis als spannende Herausforderung betrachten. Schließlich macht man mit seinem eigenen Unternehmen die Leidenschaft zum Beruf und möchte auch davon leben. Und wenn Leidenschaft im Projekt steckt, dann geht es prinzipiell auch nicht mehr um Arbeit!

Ich selbst leite im Rahmen meiner Selbständigkeit seit vielen Jahren als Inhaber zwei Agenturen in Stuttgart und Berlin, bin Vorstand einer Genossenschaft, leitete und leite erfolgreich Projektgesellschaften und war auch in der Vergangenheit an der Gründung zahlreicher Unternehmen beteiligt. Und immer hat mir die Arbeit sehr viel Freude bereitet. Immer habe ich das Kribbeln der ersten Stunden, Tage und Monate genossen.
Bis heute bereue ich es nicht, diesen Weg eingeschlagen zu haben.

Bei meinen Unternehmensbetreuungen begegnete ich regelmäßig einigen zentralen Kernaussagen, die den Erfolg eines Unternehmens ausmachen. Auf diese werde ich in diesem Buch eingehen.

Eine davon ist beispielsweise die Kommunikation. Sie beschäftigt uns ständig und in jeder Lebenssituation. Auch wenn wir nicht verbal kommunizieren, stehen wir durch die so genannte non-verbale Kommunikation unentwegt im Austausch miteinander.

Die Kommunikation ist es, die hilft, ein Team nach innen zu führen und zu stärken. Sie erzeugt nach außen ein festes Netzwerk an Beziehungen und hält sie am Leben. Kommunikation ist quasi das Lebenselixier eines jeden Netzwerkes, welches den unternehmerischen Erfolg trägt und nach vorne treibt.

Wir können noch so gut geschult sein, können noch so gute Noten und beste Auszeichnungen mit ins Berufsleben bringen – wenn wir keine Fähigkeiten zur Kommunikation besitzen oder zumindest verstehen, dass andere für uns kommunizieren müssen, ist keine Leitungsfunktion möglich, ist kein Nach-außen-Treten, wo unsere Kunden und Aufträge sind, machbar.

Je größer das System eines Unternehmens ist, desto mehr kommt der Faktor Kommunikation und Interaktion in den Vordergrund und desto mehr hängt der dauerhafte Unternehmenserfolg hiervon ab. Dabei rede ich nicht von Marktschreiern, die mit Sicherheit die bekannteste Spezies einer direkten Kommunikation mit der Zielgruppe darstellen.

Ich wage es, noch darüber hinaus zu gehen: wer diese hohe Kunst der Kommunikation aller Art richtig beherrscht, besitzt ein Alleinstellungsmerkmal, das ihm eine starke Marktdominanz beschert.

Doch neben der Kommunikation gibt es noch ein paar andere Schlüsselfaktoren, auf die wir eingehen werden. Die hier im Buch in den Vordergrund gestellten Unternehmensaspekte sind quasi der Kitt, der alles zu einem großen Ganzen zusammenfügt und ein Garant für guten Erfolg sein kann.

Was macht mein Buch aus?  Was unterscheidet es von anderen Büchern?

Dieses Werk basiert auf vielfältiger Erfahrung. Aus dem realen und erfolgreichen Arbeitsalltag aus meinen Unternehmungen und derer von Partnern wie auch unserem Umfeld. Vom Praktiker für Praktiker. Es kommt im Wesentlichen ohne nüchterne Formeln, komplizierte Modelle oder schwierige Definitionen aus, die man allenfalls für Prüfungen an der Hochschule braucht. Nicht aber im Arbeitsalltag. Einzig dort, wo sie für uns von Nutzen sind, kommen sie zur Anwendung.

Aus dem Überblick heraus tauchen wir an vielen Stellen gemeinsam in die Tiefe der Systematik, um anschließend wieder in die Höhen aufzusteigen und den Überblick zu erhalten. Dort, wo es sich lohnt und auch notwendig ist, gehe ich auf weiterführende Literatur ein, damit Sie diese einzelnen Punkte, die Sie besonders interessieren, vertiefen können.

Sicher gehen wir auch auf die Hardfacts in Form von „Unternehmensform“ oder „Ämter“ etc. ein. Über diese Themen werde ich jedoch mit Ihnen in gebotener „Flughöhe“ hinweggleiten, um Ihnen einerseits einen guten Einblick geben zu können  und aber andererseits die Kernbotschaften nicht mit zu viel Ballast zu überschütten. Für die Rechtsformen und bürokratischen Anforderungen gibt es hervorragende Institutionen, wie die Kammern, die beraten und immer aktuellstes Informationsmaterial zur Verfügung stellen können.

Ich habe sehr viele Beispiele aus unser aller Berufsleben in dieses Buch aufgenommen. Sie untermauern an den entsprechenden Stellen vortrefflich das Gesagte. Zum Schutz aller Partner und Beteiligten habe ich selbstverständlich Namen und Branchen etc. verändert, unter Beibehaltung der Inhalte und Aussagen. Sollten einzelne Personen und Unternehmen sich darin wieder finden zu glauben, ist dies tatsächlich reiner Zufall und ich möchte mich für das Missverständnis entschuldigen.

Für die „alten Hasen“ möge dieses Werk eine gute Gelegenheit bieten, sich und die eigene Arbeit zu reflektieren und viele Dinge wieder in Erinnerung zu rufen, die eventuell in Vergessenheit gerieten.

Den Neueinsteigern in die Freiheit der Selbständigkeit wünsche ich viel Freude an der Lektüre und zahlreiche gute Impulse zur Weiterentwicklung. Einen garantierten Unternehmenserfolg kann Ihnen niemand versprechen. Aber, je konsequenter und sorgfältiger Sie Ihre Unternehmung und die Projekte planen und je strukturierter Sie vorgehen, desto höher ist die Chance, dass Sie erfolgreich werden.

Die „Kraft der Freiheit“ betitelte unlängst das Magazin Wirtschaftswoche die Energie, die aus dem Unternehmertum hervorgeht. Lassen Sie uns diese gemeinsam frei legen. Tauchen wir deshalb ein in die Welt der Unternehmer und ihrer Projekte mit all ihren Freiheiten und Erfolgsgeschichten. Rüsten Sie sich für Ihr eigenes Projekt „Unternehmenserfolg“. Mögen die Inhalte dieses Buches gute Anregungen für Sie bieten.

An dieser Stelle ein herzliches Dankeschön an alle meine Freunde, Partner und Geschäftskollegen für den fruchtbaren und inspirierenden Austausch über die vielen Jahre hinweg. Herzlichen Dank auch an Michaela Hansjosten und Anett Lehnert für das perfekte Lektorat und die guten Anregungen.

Dank gilt auch der Künstlerin und Illustratorin Marie Basten für ihre hervorragenden Visualisierungen. Ihr Porträt finden Sie im Anhang des Buches.

Viel Spaß bei der Lektüre.

 

Kapitel 1: Sie wollen Ihr eigener Kapitän sein

Sie planen, ein Unternehmen zu gründen?
Sie wollen aus Ihrem Hobby oder aus einer Idee ein Geschäftsmodell entwickeln?
Sie haben die Nase voll, immer in Ihrem Tatendrang von Vorgesetzten ausgebremst zu werden und wollen ohne Reglementierung Ihren Weg gehen?

Herzlichen Glückwunsch zu dieser Idee und zu dieser Entscheidung!
Eine spannende und lebendige Zeit wartet auf Sie.

 

Bevor wir loslegen, habe ich eine Bitte: nehmen Sie sich etwas Zeit und beantworten sich selbst schriftlich diese Fragen:

Warum wollen Sie ein Unternehmen gründen, bzw. sich selbständig machen – oder warum haben Sie es seinerzeit gemacht?

Was treibt Sie an?

Was ist Sinn und Zweck Ihres Unternehmens? Was sind Ihre Ziele und was ist die Philosophie?

Wofür stehen Sie mit Ihrem Unternehmen und was macht Sie gegebenenfalls im Verglich zu anderen so besonders?

Haben Sie aktuell Probleme in Ihrem Unternehmen oder in Ihrer Projektphase? Welche genau sind das? Gegebenenfalls mit Mitarbeitern, mit der Teamführung, mit Umsatz und Rendite, mit Wachstumsschwellen?

Welche Titel würden Sie wählen, wenn Sie über Ihr Unternehmensprojekt oder Ihr Unternehmen ein Buch schreiben würden?

Es ist gut, wenn Sie beim weiteren Lesen des Buches Ihre Notizen immer daneben liegen haben, um besser reflektieren zu können. Machen Sie sich auch während der Lektüre Ihre eigenen Notizen. Beobachten Sie, welche Einstellungen sich verändern und was sich verfestigt.


Und los geht der Segeltörn

Nichts ist schöner und befreiender, als seinen eigenen Ideen zu folgen und das Gefühl von Unabhängigkeit zu erleben. Für diejenigen, die vorbereitet sind! Und für diejenigen, die dafür geeignet sind!

Dieses Kapitel soll Sie nicht abschrecken. Aber prüfen und überlegen Sie im Vorfeld sehr genau, ob Ihr Plan auch wirklich Ihr „Ding“ ist.

Ich vergleiche Projektvorhaben und Existenzvorhaben in den Beratungen gerne mit einem  Segeltörn. Eine starke und einprägsame Metapher anhand derer sie schnell Ihre Intention und die Basis Ihres Projektes analysieren und vergleichen können.

Die Freiheit da draußen auf der hohen See scheint unermesslich. Und ist es nicht unser aller sehnlichster Wunsch, in diese weite Welt hinaus zu segeln? Der Freiheit entgegen?

Wunderschön auch die Geschichte von Saint Exupery, der sinngemäß empfahl, den Menschen, die er zum Bootsbau begeistern möchte, nicht von Bauplänen und Arbeitsdetails zu berichten, sondern von der Weite des Meeres und ihrer Freiheit.

Gehen wir mal davon aus, Sie haben Ihr Unternehmens-Boot gut geplant, die wichtigen Menschen um Sie herum  –Bänker beispielsweise – von Ihren Plänen und Vorhaben überzeugt und das Boot inzwischen auch gebaut. Sicher, kaufen ginge natürlich auch… wenn man Geld hat. Es gibt genügend Unternehmen auf dem Markt, die zum Kauf anstehen oder die einen Unternehmensnachfolger suchen. Egal wie, die Schiffstaufe ist erfolgt und die Feierlichkeiten sind zu Ende.

Jetzt stehen Sie also mit Ihrer Kapitänsmütze auf der Brücke, am Ruder. Segel sind gesetzt und es geht langsam aus dem schützenden Hafen heraus.

Was geht Ihnen dabei gerade durch den Sinn? Hoffen Sie auf schönstes Sonnen- und Segelwetter? Was ist für Sie „gutes“ Segelwetter? Ein Wetter mit lauem Wind und tollem Sonnenschein? So dass sich die Crew auf Deck wunderbar in Badekleidung vergnügen kann? Was ist Ihr Ziel? Wollen Sie lediglich in der Gegend rumdümpeln oder raus in die weite Welt segeln?

Oder aber gehört zu gutem Segelwetter starker Wind, der die Segel füllt und von Ihnen all Ihre Fähigkeiten abverlangt? Mit gutem Wellengang, so dass Sie den Kampf mit den Naturgewalten aufnehmen können. Ein Kurs hart am Wind, der Sie mit all Ihrem Können fordert, aber der auch große Distanzen überwindet und die Entdeckung neuer Welten ermöglicht.

ImersterenFall kann ich nur raten, in eine gemütliche Anstellung zu gehen, beziehungsweise dort zu bleiben. Träumen Sie weiter.

Denn nur sehr Wenige, der winzigen Spitze des Eisberges vergleichbar, werden das Glück haben, ein Unternehmenskonzept zu finden, das solch ein lockeres Leben in Luxus und ohne große Anstrengung ermöglicht. Und selbst diese Unternehmensmärchen sind nicht immer von langer Dauer. Facebook, Google oder Ebay sind solche Erfolge, denen unzählige von kleineren Unternehmensgeschichten und –Misserfolgen entgegenstehen. Und, glauben Sie ja nicht, dass die damaligen Jungunternehmer nicht durch manchen Sturm und durch manch anstrengende Phase segeln mussten.

Denn die Regatta auf den Segelrevieren des Unternehmertums ist rau und sie verlangt viel vom Mensch am Ruder und vom Kapitän ab! Zahlreiche Entbehrungen sind vorprogrammiert. Durststrecken werden kommen. Das ist so sicher wie das Amen in der Kirche.

Ein Kapitän muss sich um seine Crew kümmern und vor allem aufpassen, nicht zu entern, nicht mit anderen Seglern zusammenzustoßen, nicht auf ein Riff zu laufen und nicht unterzugehen. Viele unterschätzen das beim Start ihres Unternehmens-Projektes und wer sich von Beginn an dessen bewusst ist und sich entsprechend vorbereitet, der hat einen großen Schritt getan, um erfolgreich sein zu können. Denn die Herausforderung schärft. Baut auf. Der Kampf da draußen gibt Konturen und Strukturen. Machen Sie sich das unbedingt bewusst, bevor Sie loslegen.

Bewusst machen müssen Sie sich auf jeden Fall auch, für welche Bereiche Ihr Unternehmensboot geeignet ist: für Küstentörns oder große Routen über die weiten Meere. Bereiten Sie sich entsprechend gut vor.

„Wer Ja sagt zu seiner Freiheit,

wer sie nicht nur will, sondern lebt,

dem fließen Kräfte zu,

die ihn und die Welt ändern.“

(Bundespräsident Joachim Gauck)